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Sein statt loslassen.

Kurze Frage: Was mache ich mit Menschen, Dingen und oder schlechten Gewohnheiten, die mir nicht guttun, mich verletzten oder mich zu sehr vom “Wesentlichen” ablenken? 

 

Tausche ich mich mit Freunden darüber aus oder suche in Ratgebern jeglicher Art nach einer Antwort, klingt die Lösung ganz einfach und doch auch eher universell: Loslassen!

 Egal, ob IHN. SIE. ES. Lass los!

In Liebe, Hingabe und Shalom. 

 

Hauptsache weg damit. So funktioniert das! Rein theoretisch. 

 

Klingt befreiend leicht. Verlockend friedlich, irgendwie. Doch wie lässt man ganz praktisch etwas los, das man gar nicht in der Hand hat? Was einfach da IST. All das, was wir selbst mehr oder weniger bewusst in unser Leben eingeladen, dem wir Platz angeboten und das wir liebevoll kultiviert haben? Einfach herausreißen, Verzeihung... loslassen? 

 

Wollten wir es nicht zu irgend einem Zeitpunkt genau an dieser Stelle haben? All die Freude und auch den Schmerz? Um damit unsere Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und daran zu wachsen? Und nun, wo es nicht mehr gebraucht und uns langsam lästig wird, soll es bitteschön verschwinden? Verzeihung: losgelassen werden?

 

Ich spüre Widerstand. Einen akuten Loslasswiderstand.

 

Schließlich glaube ich fest daran, dass wir die Summe unserer Erfahrungen, Gewohnheiten und Begegnungen sind. All das sind wir. Teile von uns. Kleine und große. Egal, ob Randteilchen oder ganz zentrale Verbindungstücke – alles hat seinen Platz, seine Verbindung und ergibt nur zusammen ein Bild. Wie glücklich sind wir (zumindest kurzzeitig), wenn wir wieder ein Puzzleteil gefunden haben, das genau passt und das uns weiter vervollständigt. Wenn ich nun hin und wieder Teilchen unter den Tisch fallen lasse, Verzeihung... loslasse, dann wird mein Bild niemals fertig, sondern immer lückenhaft bleiben.

 

Ich plädiere deshalb für SEIN lassen. Für Annehmen und Anerkennen, dass alles, was in unser Leben kommt, auch seinen Platz und seinen Sinn hat. Unsere Aufgabe ist es, die Verbindung zum großen Ganzen herzustellen, an unserem Bild zu arbeiten und immer wieder zu entscheiden, welchen Teilchen wir mehr und welchen wir weniger Aufmerksamkeit schenken wollen. Ein grenzenloses Geduldsspiel, durchaus und eine lebenslange Herausforderung. 

 

Aber hej, wer möchte schon unvollständig zurück in die Kiste?